Dr.Diemah im Interview

Dr.Diemah im Interview

Im Gespräch mit dr.diemah: Über Techno, kreative Kooperationen und die Freiheit der Musik

Er ist eine aufstrebende Größe in der Techno-Szene und Mitgründer des Labels Focus T67: dr.diemah begeistert mit seinem einzigartigen Mix aus harten Techno-Beats, tranceartigen Melodien und Psytrance-Einflüssen. In unserem exklusiven Interview spricht er über seine musikalischen Wurzeln, kreative Prozesse und kommende Projekte.

Vom „Herumdoktern“ zum DJ-Namen

BeatWire: Wie bist du eigentlich auf deinen Künstlernamen „dr.diemah“ gekommen? Hat der Name eine besondere Geschichte – oder bist du heimlich Doktor der Techno-Wissenschaften?

dr.diemah: Tatsächlich gibt es eine coole Geschichte dazu. Ich war nicht immer „dr.diemah“. Früher war mein DJ-Name Dima Aron. Der Name hat eine enge Verbindung zum Psy-Tech-House-Bounce-and-Trance-Style. Ich habe eines Nachts im Traum diese Styles einfach mal gemixt und hatte das Gefühl, dass das matchen könnte.

Also bin ich am nächsten Tag ans Werk, Stick fertig gemacht und ab an die Player – dort habe ich herumgedoktert. Ja, es hat gepasst, und ein Kollege sagte: „Das Herumdoktern klappt, Dr. Dima.“ Nach einigen Überlegungen über ein Alleinstellungsmerkmal und dem Spruch meines Kollegen kam dann die Idee zu dr.diemah. Gesagt, getan. 😉

Focus T67: Ein Kollektiv mit klarer Vision

BeatWire: Du bist Mitgründer und Resident des Labels Focus T67. Wie ist die Idee zu Focus T67 entstanden, und was bedeutet dir dieses Projekt persönlich?

dr.diemah: Focus T67 ist in erster Linie ein Kollektiv. Das Label ist ganz frisch und entstand mit unserem neuen Zugang Vitamin Edward. Doch zurück zum Ursprung: N.D.C, Erik M. und ich hatten 2019 einfach Lust auf Techno – so kam es zu den ersten Underground-Raves.

Nach Corona kamen David Samó und eddie00 dazu. Irgendwann 2023 folgte der Übergang in die Clubs. Die erste Party im Club war 48 Hertz im Zimmer. Die Idee war einfach: Techno ohne Schnickschnack. Jeder ist willkommen und kann mit uns feiern.

Die Balance zwischen Organisation und Performance

BeatWire: Mit Focus T67 organisiert ihr ja auch eigene Techno-Events. Wie bekommst du den Spagat hin, sowohl vor als auch hinter den Kulissen aktiv zu sein?

dr.diemah: Ja, es ist schon etwas anstrengend. Aber das Planen vorher macht mir genauso viel Spaß wie das Auflegen. Wenn man gut plant, hat man am Eventtag weniger Stress. Plant man schlecht, wird es meistens chaotisch. Doch am Ende bekommt man es trotzdem irgendwie hin.

Silvester im Club: Unvergessliche Momente

BeatWire: Ein Highlight auf deinem Instagram ist definitiv das Silvester-Special im Club „Das Zimmer“. Wie war es, ins neue Jahr reinzufeiern, und gibt es einen Moment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

dr.diemah: Diese Party war mit Ashby, Focus T67 und Sweat Chamber. Wir waren jetzt schon das zweite Mal im Zimmer. Dieses Jahr gibt es tatsächlich eine coole Geschichte zu erzählen: Die Freude und das Funkeln in den Augen meiner Freunde, weil ich einen Track gespielt habe, den sie mir einen Tag zuvor gezeigt hatten.

Normalerweise suche ich meine Tracks selbst aus, doch an dem Tag war ich bei Freunden, die ein bisschen Musik angemacht haben – und da war ein Track dabei, der mir so gefallen hat, dass ich dachte: Den muss ich auf jeden Fall mal spielen! Ich habe ihn dann später direkt gekauft und am 31. ins Set eingebaut. Die Freude meiner Freunde und dieses Funkeln bleiben mir wohl ein Leben lang in Erinnerung.

Die Kunst des Sets: Zwischen Planung und Spontaneität

BeatWire: Wenn du dich auf einen DJ-Auftritt vorbereitest, hast du dann einen festen Plan für dein Set oder lässt du dich spontan von der Stimmung treiben?

dr.diemah: Tatsächlich ist das unterschiedlich. Für größere Events wie zum Beispiel die Silvesterparty oder ein Festival bereite ich schon ein bisschen was vor. Früher hatte ich sogar eine Playlist erstellt mit Track 1, 2, 3 und so weiter. Mittlerweile bereite ich Playlists vor, die nur grob eingeteilt sind – mit Tracks für den Anfang des Sets und möglichen Übergängen. Auch für die Mitte und das Ende überlege ich mir passende Stücke, damit ein schöner roter Faden entsteht.

Es gibt aber auch Auftritte, bei denen ich nichts vorbereite und einfach spontan loslege – je nach Lust und Laune. Manchmal wird es dann doch chaotisch, und dann denke ich mir: Ich muss mich ein bisschen mehr vorbereiten! Dann gehe ich wieder auf eine Playlist, stelle die ersten paar Tracks zusammen, aber hinten raus bleibt es immer spontan. Es kommt immer auf den Slot an, auf das Publikum und auf die Veranstaltung. Es ist tatsächlich jedes Mal unterschiedlich.

Eigene Tracks im Set: Ein besonderes Gefühl

BeatWire: Du baust in deine Sets auch eigene Tracks ein. Wie ist das Gefühl, wenn du siehst, wie das Publikum auf deine eigenen Produktionen abgeht?

dr.diemah: Ja, es ist natürlich immer nice zu sehen, dass die Leute die Tracks feiern. Aber für mich ist es wichtiger, das Gesamtset gut durchzuspielen und im Großen und Ganzen abzuliefern, statt mich nur auf einzelne Tracks zu fokussieren.

Besonders stolz bin ich auf meinen Auftritt letztes Jahr bei Tanz der Beste. Da habe ich am Anfang meines Sets viele Tracks von mir selbst gespielt und gemerkt, dass sie gut ankommen. Das war schon ein cooles Gefühl.

Von Hip-Hop zu Techno: Eine musikalische Reise

BeatWire: Dein Track „Dopamin“ ist ja ziemlich experimentell – Goa-inspirierte Bässe treffen auf Hip-Hop-Beats und Rap-Vocals. Bist du heimlich auch ein Hip-Hop-Fan?

dr.diemah: Tatsächlich bin ich erst 2015 in der Technoszene gelandet. 2018 habe ich angefangen aufzulegen. Vorher habe ich viel Hip-Hop gehört – mein Freundeskreis bestand vor der Szene auch größtenteils aus Hip-Hop- und Rap-Fans. Dadurch habe ich viele Kontakte zu lokalen Rappern.

Ich wollte mal etwas Experimentelles machen und mich ausprobieren. Dank meiner Kontakte hat das auch gut funktioniert. Mit Freunden produziert man doch die besten Sachen – weil man sich lange kennt, auf einem Level ist und sich einfach versteht. So funktioniert das.

Arabian Nights: Kreative Kollaboration über Distanz

BeatWire: Du hast auch mit anderen Künstlern zusammengearbeitet – ich denke da zum Beispiel an „Arabian Night“ mit PHILAZ. Wie läuft bei dir so eine Kollaboration ab?

dr.diemah: Ja, Arabian Nights mit Philaz war ein experimentelles Projekt, das wir so noch nicht gemacht hatten. Es ist auch etwas langsamer. Die Inspiration dazu bekam ich auf einer Reise nach Dubai, als ich eine Freundin besuchte. Sie hatte mich dann auch für ihren Geburtstag auf einer Yacht gebucht. Dort ist alles ein bisschen anders – die Szene ist eine andere. Also dachte ich mir: Ich muss mal einen langsameren Track machen.

Philaz war dafür der perfekte Partner. Allerdings waren wir nicht zusammen im Studio – der Track entstand digital. Ich produziere viel mit Vitamin Edward. Wir haben den Beat kreiert und die Melodie komponiert, dann haben wir alles an Philaz geschickt. Er hat daraufhin den Text geschrieben. Ich hatte ihm vorher ein Skript geschickt, in dem ich beschrieben habe, wie ich mir das vorstelle, welche Wörter er nutzen könnte und welche Themen passen würden. Er schrieb daraufhin seinen Text, den wir noch einmal überarbeitet haben. Dann ging er mit dem Beat ins Studio, nahm seinen Part auf und passte einige Dinge an.

Ja, es ging immer hin und her – aber Gott sei Dank funktioniert das in der digitalen Welt ganz einfach. Man muss sich nicht zwingend treffen. Dennoch haben wir auch Produktionen, bei denen wir uns zusammensetzen und alles gemeinsam machen.

Meilensteine und Motivation

BeatWire: In deiner bisherigen Karriere gab es sicher schon einige Meilensteine. Worauf bist du bisher am meisten stolz, wenn du zurückblickst?

dr.diemah: Ja, die ganzen Meilensteine könnte man als Projekte ansehen. Ich bin tatsächlich nicht auf ein einzelnes Projekt am meisten stolz. Ich finde es immer cool, wenn ich neue Ideen habe oder mit Freunden neue Ideen entwickle – und dann diese umzusetzen, ist immer besonders. Wenn ein Projekt gelungen ist, ist das natürlich nice, aber dann geht es schon weiter mit dem nächsten und dem nächsten.

Es macht einfach Spaß, sich in dieser Szene auszutoben – egal, ob es um Produktion, Veranstaltungsplanung oder einen Gig geht. Man trifft immer neue Leute, knüpft neue Freundschaften – das ist das Wichtigste.

Musik als Freiheit

BeatWire: Du wirkst auf Instagram immer ziemlich gut gelaunt und für jeden Spaß zu haben. Was bedeutet dir Feiern und Musik?

dr.diemah: Feiern und gute Musik bedeuten für mich einfach Freiheit. Natürlich bin ich gut gelaunt, wenn ich feiern bin oder gute Musik höre. Lachen soll ja gesund sein. 🙂

Neue Horizonte: Zukünftige Projekte

BeatWire: Zum Schluss: Was steht als Nächstes bei dr.diemah an? Arbeitest du schon an neuen Tracks oder Projekten?

dr.diemah: In letzter Zeit habe ich das Produzieren etwas vernachlässigt. Das wird sich aber ab Mai wieder ändern, weil ich mich momentan beruflich stärker konzentrieren musste. Neue Releases sind auf jeden Fall geplant, und wir haben noch ein paar Projekte, die wir fertigstellen wollen.

Ein Projekt mache ich gerade mit jemandem aus Dubai – das wird sehr interessant. Wir wollen seinen Rap-Song in einen Techno-Track verwandeln. Die Kooperation läuft mit Vitamin Edward und einem lokalen Rapper aus Dubai. Ich denke, darauf kann man sich als Nächstes freuen. Mal sehen!

Ich habe auch eine neue Idee für eine EP, aber dazu sage ich erstmal nur: Wir lassen uns treiben – und es wird exklusiv.


Interview geführt von Sarah für BeatWire

Tags: dr.diemah, Techno, Focus T67, Mannheim, Arabian Nights, Kollaboration, DJ, Clubszene, Underground, Elektronische Musik